Mittwoch, 10. Dezember 2014

[Rezension] Soul Beach - Frostiges Paradies

Soul Beach - Frostiges Paradies
Autorin: Kate Harrison
Band 1 von 3
Verlag: Loewe
Preis: 17,95€ (gebunden)
Originaltitel: Soul Beach
Erscheinungsdatum: 17. Juni 2013
Meine Wertung: 3,5/5
352 Seiten


Meine Schwester ist tot.
Seit vier Monaten und fünf Tagen.
Ermordet.
Heute habe ich eine E-Mail erhalten.
Von ihr.

Als Alice eine E-Mail von ihrer toten Schwester bekommt, hält sie das zunächst für einen schlechten Scherz. Dann folgt jedoch eine Einladung in die virtuelle Welt von Soul Beach, einem idyllischen Strandparadies, wo ihre Schwester Megan seit ihrer Ermordung festsitzt.
Unter www.soulbeach.org entdeckt Alice eine völlig neue Welt abseits der Realität, die sie mehr und mehr in ihren Bann zieht.
Doch wer steckt hinter Soul Beach und warum herrschen hier solch strenge Regeln?
Warum wird der Strand nur von Jungen und Schönen bewohnt?
Und warum sind sie alle tot?
Wer hat Megan umgebracht?
Und könnte Alice das nächste Opfer sein?

Das Mädchen ist tot, definitiv.

"Wenn es eins gibt, was ich an diesem verdammten Strand gelernt habe, dann, dass man nicht weiß, was man hat, bis man es verliert." (Seite 125)

"Vielleicht ist das ja der Grund, warum die Besucher irgendwann nicht mehr zum Soul Beach kommen. Nicht, weil es den Lebenden langweilig würde, mit den Toten rumzuhängen. Sondern weil ihnen irgendwann klar wird, dass die Toten nicht ständig an das erinnert werden wollen, was sie verloren haben." (Seite 149)

 Das Cover mag ich, mit dem dunklem Rand bekommt dieses warnende Pink einen gefährlichen Ton. Am besten ist aber der vollkommen schwarze Buchschnitt, der das ganze zu einem Hingucker abrundet. Das Originalcover passt besser zum Buch und ist mit diesem paradiesischem Blau auch stimmungsvoller.

Was ich von Soul Beach erwartet habe, weiß ich gar nicht mehr genau. Da es aber ein Buch aus dem Loewe-Verlag ist, waren meine Erwartungen jedenfalls nicht zu niedrig, denn normalerweise können mich diese Bücher überzeugen.

Der Inhalt klingt schon mal nicht schlecht.
Alices Schwester Meggie ist tot. Ermordet.
Ein wenig hat mich Alices Verhalten (und das ihrer Eltern) verwundert. Zwar ist das ganze schon vier Monate her, deshalb kann ich den fehlenden Schockzustand über den Tod einer geliebten Person schon noch nachvollziehen, aber die Tatsache, dass die Person ermordet (!) wurde, würde mich zusätzlich zu der Trauer noch in Angst und paranoide Zustände versetzen.
Schließlich, so wäre meine Theorie, muss der Täter ein bestimmtes Motiv gehabt haben, das vielleicht auch in Bezug zum Rest der Familie steht, und vor allem läuft er immer noch da draußen rum.
Daher hätte ich zumindest erwartet, dass,
erstens, Alices Eltern sie gar nicht mehr oder wenigstens nicht alleine aus dem Haus lassen und
zweitens, Alice mehr infrage stellt und versucht, den Mörder so schnell wie möglich zu enttarnen.
Diese Reaktionen werden mir nicht realistisch genug ausgeprägt.

Stattdessen hängt Alice lieber am virtuellen Strand Soul Beach herum. Ob dieses Paradies real ist, hinterfragt sie wenigstens, was ja auch nur natürlich ist, denn wann kann man schon mal tote Teenager, darunter seine eigene Schwester, besuchen? Ja, alle am Soul Beach sind jung, schön und können die ganze Zeit Spaß haben, klingt doch perfekt, oder?

Nun sind meiner Vorstellungskraft allerdings Grenzen gesetzt und ich kann mir noch immer nicht erklären, wie.zum.Teufel. Alice den Sand unter ihren Füßen oder die Meeresluft an ihrer Haut spüren kann und so in dieser Welt versinkt, dass es so scheint, als wäre sie wirklich, obwohl sie
vor einem Bildschirm sitzt.
 Mittlerweile (ich lese bald Band 3) akzeptiere ich es einfach und versuche, darüber nicht allzu sehr nachzudenken.

Mit der Zeit fängt Alice dann an, nach Hinweisen und potenziellen Mördern zu suchen - endlich!
Dann kommt die Handlung auch weiter voran, was wirklich spannend und nervenaufreibend mitzuerleben ist. Man kann sich seine eigene Meinung zum Thame Mörder bilden, dabei helfen die äußerst interessanten kurzen Einblicke aus Sicht des Mörders, natürlich ohne zu wissen, wer er ist.

Der fesselnde Schreibstil kann mich völlig überzeugen, die Ich-Perspektive ist gut gewählt, sodass man sich in Alice einfühlen kann. Sie ist mir zwar nicht endlos sympathisch geworden (das ist keiner), aber ich komme mit ihr aus.

Was noch? Die Liebesgeschichte macht auf mich eher einen zweifelhaften Eindruck. Nicht nur ist sie übertrieben (à la "so etwas habe ich noch nie gespürt, nicht mal bei dem Typen, mit dem ich anderthalb Jahre zusammen war" hab das Buch nicht mehr zur Hand, das ist nur frei aus dem Gedächtnis wiedergegeben), sondern auch kitschig und klischeehaft ("wir wussten beide, dass es keine einfache Schwärmerei war"; "du bist zu gut für mich, ich verdiene dich überhaupt nicht" usw.)
Aber was weiß ich schon von Seelenverwandten, hm?


Insgesamt hinterlässt der Auftakt zur Soul Beach-Trilogie bei mir einen positiven Eindruck, wenn auch mit einigen logischen und realistischen Schwachstellen.
Die Spannung verlangt, dass ich Band 2 & 3 unbedingt demnächst lese und dann hoffe ich, dass ich mich besser in die Liebesgeschichte, die Charaktere und die Welt von Soul Beach einfinden kann.

Ich vergebe 3,5 von 5 Eulen.

_______________________________
Die Reihe
(alle bereits auf deutsch erschienen:
Band 2: Schwarzer Sand
Band 3: Salziger Tod)

schwarzer Buchschnitt *-*

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