Dienstag, 13. September 2016

Rezension | Schwestern der Wahrheit

 
 Susan Dennard | Band 1 von voraussichtlich 4 | Penhaligon | 19,99€ | OT: Truthwitch | August 2016 | 512 Seiten

Manche Menschen werden mit einer magischen Begabung geboren, die ihnen besondere Kräfte verleiht. Safiya kann Lüge von Wahrheit unterscheiden, ihre Freundin Iseult sieht Gedanken und Gefühle. Die beiden wollen frei sein und niemandem dienen. Als sie einen folgenschweren Fehler begehen und der Krieg immer näher rückt, müssen Safi und Iseult sich entscheiden, auf welcher Seite sie stehen. Doch die größte Gefahr trägt Safi in sich: Ihre Wahrmagie ist extrem selten und manche würden alles tun, um sie in ihre Gewalt zu bringen… 


Alles lief schief.

»All dieses körperliche Training, gepaart mit einer Magie, für die Männer töten würden. Denkt darüber nach, was Ihr alles tun könntet, Safi. Denkt mal daran, was ihr alles sein könntet.«
(Seite 414)

Das deutsche Cover ist so schon ein wunderbarer Blickfang, das ist wahr, aber trotzdem mag ich das Original mehr; ich finde, es trifft den epischen Charakter des Buchs besser und sieht einfach stark aus.

Wie auch immer, der Inhalt konnte mich so oder so überzeugen. Allerdings nicht von Anfang an, der hartnäckige Einstieg gestaltet sich überaus schwierig. Man weiß nicht, woran man ist, braucht Zeit, um sich in Sprache und Handlung einzufinden und die Figurenkonstellationen in seinem Kopf zu ordnen. Ich überlege noch, ob es teilweise auch an der Übersetzung lag - "Truthwitch" klingt irgendwie ansprechender als "Wahrmagis" (auch wenn das wohl die am besten passendste deutsche Bezeichnung ist) und Strangschwestern, Herzstränge, Höllenbarde etc. sind vermutlich in keiner Sprache geläufige Wortlaute, oder? Man kann es sich relativ zügig selbst zusammenreimen, aber ein paar mehr Erläuterungen von der Autorin an den richtigen Stellen hätten nicht geschadet. Ich beispielsweise habe mich erst nach circa 150 Seiten so richtig in die Geschichte eingefunden, aber von da an geht es steil aufwärts und der Spannungsbogen kennt kein Anhalten.

So zäh es ist, sich bei all den ungewöhnlichen Namen der Städte und Personen, Redewendungen und Kulturen zurechtzufinden, so sehr trägt es doch dazu bei, dass man schließlich die Atmosphäre der fiktiven Welt in Schwestern der Wahrheit begreift. Das Buch fällt schon allein deshalb aus dem Rahmen, weil es ein unglaubliches Setting in sich trägt. Ob stürmische Seeschlachten oder Wunder der Natur, das alles zaubert Susan Dennard bildgewaltig vor unsere Augen. Vermischt mit der Vielzahl an übernatürlichen Fähigkeiten und Legenden von noch größerer Schöpfung ergibt sich ein beeindruckender Grundriss. Wobei ich auch hier einschränken muss, dass einige Hintergrundinfos, die für mich relevant wären, keine Beachtung finden. Ich hoffe, dass sie in den Folgebänden noch behandelt werden, damit man sich ein klareres Bild schaffen kann.


Dass Susan Dennard Sarah J. Maas, die Autorin der Throne of Glass-Reihe, als ihre eigene Strangschwestern bezeichnet, hat mich letztendlich gar nicht so sehr überrascht. Denn in Ansätzen erinnern mich die Protagonisten an meine Kick-Ass-Queen der Buchwelt, Celaena. Sie haben Stärke, unerschütterlichen Willen und absolute Loyalität gemein, obwohl sie sonst in verschiedenen Ebenen liegen. Safiya und Iseult agieren wie zwei Teile einer Seele, sei es nun im Kampf oder in ihrer Denkweise. Während Iseult im logischen Denken brilliert, stürzt sich Safi unbedacht in das nächste Risiko. Sie halten unerbittlich zueinander, nichts geht über ihre Freundschaft und Susan Dennard hält dies glücklicherweise konsequent durch. Ich hätte es nämlich sehr unglaubwürdig gefunden, wenn ihre außergewöhnliche Bindung wegen eines dahergelaufen Prinzen über Bord geht - doch zu meiner Erleichterung ist dies nicht der Fall. Zwar zeichnet sich die Liebesgeschichte immer deutlicher ab, jedoch behalten beide Personen ihre Prinzipien im Auge und wissen, was wirklich für sie zählt. Umso schöner ist es da, dass mich die Romanze zusätzlich mitfiebern ließ, ungestört von der Tatsache, dass es eigentlich offensichtlich ist, worauf es trotz aller Versuche der Zurückhaltung hinausläuft.

Die Story wird nicht nur Safiya und Iseult erzählt, sondern auch von dem Windmagis Merik und dem Blutmagis Aeduan, die mich beide in ihren unersetzlichen Rolle überzeugt haben. Selbst wenn Merik selten sein Temperament zügeln kann und hin und wieder wie ein wichtigtuerischer Idiot auftritt, auch das gehört zu seinen einnehmenden Ecken und Kanten.
Dagegen ist Aeduan ein disziplinierter, höchst gefährlicher Söldner, der die Jagd auf Safi und Iseult beginnt. Trotzdem hat mich sein vielschichtiger Charakter so fasziniert, dass ich ihn schnell nicht mehr zu den "Bösen" zählte. Es steckt noch einiges mehr in ihm und ich bin gespannt, was in den Fortsetzungen auf uns zukommt.

Schwestern der Wahrheit hat mich mit seinem Weltenentwurf und der actionreichen Handlung letztendlich so gefesselt, dass ich dafür wahrscheinlich 5 Sterne vergeben würde. Da der langwierige Einstieg aber kaum Freude gemacht hat, ziehe ich dort einen Stern ab.
Band 2 "Windwitch" erscheint im Original Januar 2017

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