Donnerstag, 22. Oktober 2015

Rezension | Märchenhaft erwählt


Es war einmal ein Prinz namens Lean, der seit seiner Geburt mit dem schrecklichen Fluch lebte, dass sein erster Kuss eines Tages großes Unheil über das Königreich Chòraleio bringen würde. Nur seine wahre Liebe kann ihn retten.
Die zwölf schönsten Mädchen des Landes werden bei einer großen Auswahl erwählt – eine von ihnen wird Prinz Lean heiraten. Doch bis dahin liegt noch ein langer Weg vor ihnen. Es gilt Prüfungen zu bestehen, die den Mädchen alles abverlangen werden. Wie weit sind sie bereit für ein besseres Leben und die Chance auf die große Liebe zu gehen?




Vor langer Zeit waren der König und die Königin des schönen Reichs Chóraleio tief betrübt, sie klagten jeden Tag: "Ach, wenn wir doch ein Kind hätten!", und kriegten immer keins.

Ehrlich gesagt gefällt mir das Cover nicht, denn ich kann die Farbe Lila nicht leiden und ich weiß auch nicht, was das Mädchen mit den Federn und Ranken aussagen soll, außer dass es märchenhaft wirkt. Allerdings wurde in den letzten Tagen das Cover zum zweiten Band bekannt gegeben und das sieht super aus!


Beim ersten Lesen des Klappentextes musste ich sofort an Selection denken. Einerseits fände ich es natürlich toll, wieder ein Buch zu finden, in das ich mich so verlieben könnte, andererseits gebe ich auch einiges auf Originalität. Aber das spielt sowieso gar keine Rolle, denn Märchenhaft erwählt erinnert mich abgesehen von der Auswahl und dem Wettkampf der Mädchen wenig an die Selection-Reihe.

Der Anfang verläuft ganz gut, man erfährt, wie Lean nach dem Dornröschen-Märchen verflucht wurde und deshalb können sich ihm alle Mädchen des Königreichs vorstellen, in der Hoffnung, die wahre Liebe zu finden.
Daraufhin lernt man Heera kennen, die alles andere als eine Prinzessin ist. Heera Furchtlos wird sie genannt und dass sie vor keiner Gefahr zurückschreckt, stellt sie oft genug unter Beweis. Eigentlich begleitet sie nur ihre Schwester Medea zu der Auswahl, muss daraufhin aber feststellen, dass der Prinz ganz anders ist als erwartet.

Die Charaktere sind meist leider nur sehr oberflächlich geblieben. Zwar hat man viel über deren Gedanken, Gefühle und Persönlichkeit mitbekommen, jedoch konnte ich mich nicht in sie hineinversetzen oder mit ihnen mitfiebern. Am sympathischsten ist mir Heera geworden, die von den übrigen Charakteren hervorsticht und die ich in der Story gerne begleitet habe.
Mit dem Rest kann ich leider nicht so viel anfangen. Ihre Schwester Medea empfinde ich immer mehr als nervig. Anfangs dachte ich, sie ist ein schönes, liebevolles Mädchen, doch ihre Handlungen sind dermaßen naiv, egoistisch und dumm, dass ich sie nun nicht mehr leiden kann.
Lean ist zwar auch einer der Hauptcharaktere und hat wesentlichen Anteil an der Geschichte, doch zu ihm kann ich noch keinen Bezug finden, außer, dass er freundlich und gutherzig ist. So habe ich von der romantischen Seite auch nichts mitbekommen.

Die Handlung weist bekannte Elemente auf, da sich an der Handlung vieler Märchen orientiert wird und diese miteinander kombiniert werden. Für mich hatte dies einen geringeren Einfluss, da ich einige Märchen nicht kenne und so immer noch Etliches neu im Plot war. 
Allerdings ist Märchenhaft erwählt in seiner Märchenhaftigkeit auch ziemlich vorhersehbar. Wie es ausgehen wird und was es mit der Person, die nicht die ist, die sie zu sein vorgibt, auf sich hat, war mir schnell klar. Da es kaum überraschende Wendungen für mich gab, ging einiges am Reiz der Geschichte verloren.

Doch es gab viele Momente, die mich verwundert haben. Damit meine ich nicht, dass sie unvorsehbar kommen, sondern, dass ich an diesen Stellen innehalten musste, um über die Logik nachzudenken. Etliches, und damit sind auch besonders die Handlungen der Charaktere gemeint, erscheint mir nicht authentisch.
Beispiel: (Fast) Jeder liebt die Königsfamilie und ihre Herrschaft, dabei ist es kein Geheimnis, dass die Reichen in Luxus leben und die Armen kaum genug zum Essen haben. Und trotzdem jubelt und freut sich das Volk. Oder die Sache, dass es auf einmal sprechende Tiere gibt bzw. das ganz normal erscheint und Heera sich ohne mit der Wimper zu zucken auf eine lebensgefährliche Reise begibt, ohne sich vielleicht vorher erst ein paar Informationen zu holen, wo sie eigentlich hinsoll.

Dies führte dazu, dass ich mich in der Geschichte immer mehr fremd fühlte, weil ich gar nicht wusste, was in dieser Welt eigentlich möglich war und wo die Grenzen der Idee gesetzt wurden. 
Es gibt noch mehr, bei dem ich fehlende Glaubwürdigkeit kritisieren könnte, doch ich glaube, dass die Geschichte mehr auf Magie und Märchen ausgelegt ist und man Logikfehler einfach hinnehmen muss. Das mag ich nicht gern, weil ich wissen möchte, woran ich bin, doch in Maßen ist es in Ordnung - wobei ich sagen muss, dass das Maß bei Märchenhaft erwählt für mich schon überschritten ist.

Der Erzählstil wechselt zwischen "nomal" und geschwollener Sprache, die in Märchen üblich ist. Da ich Märchenhaft erwählt aber nicht als eigenständiges Märchen, sondern als Märchenadaption betrachte, finde ich die Wahl nicht ganz so gelungen, denn durch den gestelzten Wortlaut bleiben die Handlung, der Erzählstil und die Charaktere weitgehend unpersönlich. Trotzdem liest sich die Geschichte vom Schreibstil her flüssig. Besonders die kurzen Passagen zwischen den Kapiteln haben mir gefallen.

Ich weiß, ich habe viel zu kritisieren und den Großteil kann man verbessern, doch das Wichtigste am Buch ist stimmig: Es hat mir Spaß gemacht.
Ich hatte Freude am Lesen und auch wenn ich weder mit Charakteren noch mit der Handlung zufrieden bin, hat es mir gefallen, diese Geschichte voller Magie erzählt zu bekommen. Es war nicht romantisch, es war nicht superspannend, aber es war interessant. In der Zeit, in der ich es gelesen habe, wurde ich unterhalten und zugegebenermaßen interessiert es mich schon, wie die Folgebände umgesetzt werden.

Wer Märchen lieber mag als rationale Spannung, der wird an Märchenhaft erwählt sicherlich Gefallen finden. Für mich war es eine kurzweilige Leseunterhaltung, die insbesondere bei Charakteren und glaubwürdiger Handlung noch stark ausbaufähig ist.
Ganz knappe 3 Eulen
1. Märchenhaft erwählt
2. Märchenhaft erlöst (erscheint am 31.10.2015)
3. Märchenhaft erblüht

3 Kommentare:

  1. Interessant, interessant!
    Möglicherweise wird dieses Buch bald in meinem Regal stehen...

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  2. Ich kannte das Buch noch nicht, werde es mir jetzt aber wahrscheinlich auch nicht mehr holen. Trotzdem tolle Rezension :) freue mich schon auf kommende Rezensionen, da ich jetzt im Herbst und Winter auf jeden Fall noch ein paar Bücher brauche :)
    Ich wünsche dir noch einen wundervollen Tag!:)
    Liebste Grüße,
    Lilly ❤️
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    1. Dankeschön!
      Bei der Blogvorstellung habe ich nicht mitgemacht, aber du hast einen schönen Blog, deshalb schaue ich weiter vorbei :)

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