Mittwoch, 3. Juni 2015

[Rezension] Mit uns der Wind

Mit uns der Wind, Bettina Belitz
Bettina Belitz | Einzelband | script5 | 17,95€ |  März 2015 | 400 Seiten | Meine Wertung: 4/5

 Mona kennt ihn nur von den Videos auf YouTube. Es berührt sie tief, wenn er sich mit seinem Power-Kite der Willkür des Windes überlässt. Als sie herausfindet, dass ihr „Drachenreiter“ ein populäres Rockmusikfestival besuchen will, überredet Mona ihren Bruder Manuel, sie dorthin mitzunehmen. Keine Selbstverständlichkeit für Mona, denn sie leidet unter einer seltenen Form von Narkolepsie: Sie schläft bei aufregenden Gefühlen regelmäßig ein.

Eigentlich fährt Adrian nur zu dem Festival, weil er endlich bei der schönen Helen landen will. Doch dann läuft ihm dieses zierliche Mädchen mit dem Drachentatoo über den Weg. Ziemlich hübsch die Kleine, aber als sie endlich in seinen Armen liegt, schläft sie plötzlich ein. Wie merkwürdig ist das denn?

» Pass auf dich auf.«

"Angst ist die andere Seite von Liebe. Liebe ist die andere Seite von Angst. Wenn ich Liebe erleben möchte, muss ich auf die andere Seite der Angst gehen."
(Seite 25)

Das Cover gefällt mir, es erinnert mit dem Titel an Vor uns die Nacht, auch wenn beide Bücher Einzelbände sind. Von Formen und Farben her mag ich Mit uns der Wind aber ein wenig mehr.

Das Buch musste ich unbedingt lesen. Fliegen. Ein großer (wenn auch unerfüllbarer) Traum, den ich mit der Freiheit verbinde. Schon in der Leseprobe wurde ich von der Magie der Worte fasziniert und so kann man das Buch auch beschreiben: Magisch.
Magisch sind die Energiewesen, die Mona während des Schlafens sieht, magisch ist der Verlauf der Geschichte und magisch sind die Worte, die die Autorin für besondere Passagen findet.

Allerdings gibt es ein paar Aspekte, die mir nicht ganz gefallen haben.
Zum einen meine ich das "Magisch" beim Verlauf des Buches nicht vollkommen positiv. Wohl eher ist es erstaunlich und unglaublich, dass eine Aneinanderreihung von Zufällen schließlich zu dem gewünschten Ergebnis führt. Zufällen, deren Eintreten sehr unwahrscheinlich ist und die doch trotzdem allesamt erfüllt werden. Das habe ich aber noch akzeptiert, da immerhin Mona geglaubt hat, dass ihr Schicksal mit Adrians verknüpft ist und ja, das Schicksal... - meinetwegen.
Ebenso wenig authentisch finde ich die Wendung, die sich für Mona am Ende des Buches bezüglich ihrer Familie und auch Adrian ergibt, doch um nicht zu spoilern, gehe ich darauf nicht weiter ein.

Insgesamt konnte mich der Verlauf fesseln, jedoch nur bis ungefähr Seite 300. Ich finde es schade, wie das Besondere des Buches fast vollständig verloren geht und stattdessen etwas Platz macht, das weder notwendig gewesen wäre noch in das Gesamtbild passt und zudem im Gegensatz zum Rest des Buches vorhersehbar ist - auch wenn ich zugegebenermaßen spontan nicht sagen könnte, was eine gelungenere Alternative wäre.
Wenn ich allerdings nur die ersten 300 Seiten betrachte, dann kann ich sagen, dass mich die Geschichte in ihren Bann gezogen hat. Monas Entwicklung und die Chemie zwischen ihr und Adrian zu beobachten, fühlt sich wie etwas an, das vorherbestimmt ist und ich konnte nicht einschätzen, was mich erwarten wird, doch habe ich es sehr genossen.

Die Protagonisten sind sehr liebevoll und auch bewundernswert ausgeprägt, auch wenn Mona gelegentlich rücksichtslos und egoistisch handelt. Sie hat mit ihrer Narkolepsie und der Angst, dass ihre Hilflosigkeit ausgenutzt wird, zu kämpfen, will aber nicht dauernd bevormundet werden. Vor allem zeigt sie eine außergewöhnliche Charakterentwicklung, sodass ich sie manchmal nicht wiedererkannt habe. In ihre Schlafkrankheit bekommt man einen guten Einblick und natürlich erlebt man ihre Attacken das ein oder andere Mal auch live mit.
Adrian ist mir noch sympathischer geworden. Ihn verbindet viel mit den Winden und dem Fliegen, allein das hebt ihn aus der Masse hervor. Die Liebesgeschichte ist demzufolge auch besonders, auch wenn ich hier wieder den Aspekt der Glaubwürdigkeit einbringen könnte, aber dann ist es eben Magie. Obwohl Adrian Mona zuvor noch nie gesehen hat, fasziniert sie ihn über alle Maßen und auch für Mona ist klar, dass sie ihn treffen muss.

Der Schreibstil ist wie von Bettina Belitz sehr schön und angenehm zu lesen. Wer ihre bisherigen Werke mag, wird sicherlich auch Gefallen an Mit uns der Wind finden.

Mit uns der Wind entführt in einen Kampf für Freiheit und das Finden des Seelenpartners. Wenn man bereit ist, die Zweifel an der Glaubwürdigkeit auszublenden und sich auf die Magie einzulassen, wird man mit einem lesenswerten Buch belohnt.

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