Mittwoch, 19. April 2017

Rezension | The Sun is also a Star

Nicola Yoon | Einzelband | Dressler | 19,99€ | OT: The Sun is also a Star | März 2017 | 400 Seiten

Schicksalsfäden einer großen Liebe! Wie viele Dinge müssen geschehen, welche Zufälle passieren, damit sich die Wege zweier Menschen kreuzen? Als Daniel und Natasha in New York aufeinander treffen, verguckt er sich sofort in das jamaikanische Mädchen. Die zwei teilen einen Tag voller Gespräche über das Leben, ihren Platz darin und die Frage: Ist das zwischen uns Liebe? Doch ihr Schicksal scheint bereits festzustehen, denn Natasha soll noch am selben Abend abgeschoben werden.

Carl Sagan hat gesagt: Wenn wir uns in den Kopf setzen sollten, einen Apfelkuchen von Grund auf selbst zu machen, müssen wir erst das Universum erfinden.

 
"Vielleicht gehört es dazu, sich auch in sich selbst zu verlieben, wenn man sich in jemand anderen verliebt."
(Seite 181)

Nachdem mich das erste Buch von Nicola Yoon, Du neben mir, so begeistert hat, war ich voller Vorfreude auf ihr nächstes Werk. The Sun is also a Star handelt erneut von einer Liebesgeschichte und auch hier zeigt sich Yoons Stil, ihren Büchern etwas Besonderes zu verleihen; ansonsten ist das Buch ganz anders.

Wir begegnen nicht nur Natasha und Daniel - zwei Fremden, die innerhalb eines Tages zu Verliebten werden, sondern auch vielen Randfiguren, die unbewusst ihren Beitrag dazu leisten, dass der Tag so verläuft, wie er verläuft. Sie alle haben eine Geschichte, die den Lesern größtenteils objektiv nahegebracht wird. So kann man sich seine eigene Meinung zu den Charakteren bilden, was gar nicht immer leicht fällt, weil die Grenzen von richtig und falsch verwischen.
Das Cover zeigt hervorragend, wie sich diese Lebensstränge letztendlich verflechten und die unbekannten Menschen miteinander verbindet. Das Buch macht bewusst, dass unsere Aktionen oder Nicht-Aktionen andere beeinflussen und dass hinter jedem fremden Gesicht eine Geschichte steckt, die wir nicht kennen. Dass wir nicht wissen, welche Bürden diese Person fühlen muss, aber sie trotzdem verurteilen.

Für Abwechslung sorgen auch die Kapitel, die nicht von Personen handeln, sondern Begriffe oder wissenschaftliche Phänomene erklären. Sie sind besitzen natürlich einen Bezug zur Handlung und sind lehrreich, von daher fand ich sie sehr interessant.

auch ohne Schutzumschlag ein Hingucker!
Dabei sind allerdings nicht alle Kapitel relevant für die Handlung, was an sich nicht schlimm ist, da sie dem Buch noch mehr Vielfalt geben. Dafür bleibt aber weniger Raum für das Hauptsächliche: Ich habe nicht viel davon mitbekommen, dass in den Charakteren besondere Tiefe aufgebaut wurde, was gerade für Natasha und Daniel sinnvoll gewesen wäre. Die sehr kurzen Kapitel verstärken dies noch.
Daniel ist mit seinen Träumen und leidenschaftlicher Überzeugung liebenswürdig, allerdings weiß ich noch nicht ganz, was ich davon halten soll, dass Natasha nach zwei Blicken schon die Liebe für ihn ist. Natasha dagegen geht ihr Leben pragmatisch und nach der Wissenschaft an, was ihr eigentlich Pluspunkte geben sollte, aber teilweise fand ich sie zu steif. Obwohl sie nach einem sympathischen und starken Mädchen klingt, konnte ich mich nicht recht mit ihr anfreunden.

Dafür mochte ich jedoch die Dynamik der beiden, wenn sie zusammen waren, Diskussionen geführt und Scherze gerissen haben. Diese Liebesgeschichte - so schnell sie auch geschehen mag-  hat mich schließlich soweit gepackt, dass ich nicht nur gespannt war, wie das Ende des Tages aussehen würde, sondern auch, wie der Weg dahin verläuft.

Die zwei sind Protagonisten, bei denen sich Diversität zeigt. Daniels Eltern sind koreanisch und Natasha wurde auf Jamaika geboren. Dadurch behandelt The Sun is also a Star auf gelungene Weise wichtige Themen wie Abschiebung, Integration und Familienkonflikte. Nicht zuletzt wirft das Buch höchst faszinierende Gedankengänge zum Thema Schicksal auf - auch dort kann jeder für sich entscheiden, an was er glaubt.

Der Schreibstil lässt sich wunderbar flüssig lesen und die kurzen Kapitel machen es leicht, schnell voranzukommen. Nicola Yoon hat eine besondere Art zu schreiben - an vereinzelten Stellen kommt fast so etwas wie Poesie auf. Das Buch im Ganzen ist besonders, mit anderen Worte fällt es mir schwer, es zu beschreiben. Es ist auch seltsam, wie ich nach dem Lesen gar nicht sofort sagen konnte, ob mir das Buch nun gefallen hat oder nicht - sogar jetzt bin ich mir gar nicht hundertprozentig sicher. So oder so war es jedoch eine lohnende Leseerfahrung.

The Sun is also a Star gehört zu den besonderen Büchern. Es erzählt eine liebevolle, breit aufgefächerte Geschichte auf außergewöhnliche Weise. Es ist auf seine Art schön, aber trotzdem fehlten mir teilweise mehr Tiefe und Emotionen.


4 Kommentare:

  1. Guten Morgen :)

    Die Rezension ist wirklich toll geschrieben und die Fotos finde ich übrigens auch echt schön ♥
    Ich wusste nach dem lesen auch nicht so richtig, was ich nun davon halten soll. Einerseits fand ich es schon besonders. Es war interessant zu sehen, wie scheinbar für einen unwichtige Personen doch einen Einfluss auf das eigene Leben und den Ablauf des Tages haben. Auch der Schreibstil war toll. Aber dennoch fand ich die Geschichte ein bisschen platt und unglaubwürdig. Für Daniel ist Natasha sofort die große Liebe und nach einem (!) Tag, den die beiden sich kennen, ist ihnen klar, es ist die große Liebe und sie wollen für immer zusammen bleiben? Ich mag es ja ein bisschen kitschig, aber das war selbst mir zu viel Kitsch :D Und überhaupt fand ich die Charaktere ziemlich schwarz/weiß. Daniel ist der Über-Romantiker und Natasha der Wissenschaftsfreak, der mit Gefühlen nichts am Hut hat. Also wirklich sehr schwer, dieses Buch einzuschätzen.

    Liebe Grüße,
    Jenni von Once upon a story

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    1. Ach, was ist bloß mit meinem E-Mail-Benachrichtigungssystem los? >_< Tut mir leid für die späte Antwort!

      Erstmal vielen Dank für das Lob, Jenni! Ich kann deine Gefühle total verstehen, so ging es mir nach dem Lesen auch. Die Geschichte fand ich schön ja, aber die Emotionen sind nicht so richtig bei mir aufgekommen. Der Instalove Aspekt ist mir noch immer suspekt, ich weiß heute noch nicht, was ich davon halten soll. Es als besondere Schicksalsfügung hinnehmen? Es als unglaubwürdig abstempeln? Ich weiß es nicht :D

      Gut, Daniel und Natascha waren nicht so facettenreich, aber ich mochte es, dass man sich bei den Nebenfiguren seine eigene Meinung bilden konnte, denn die fand ich nicht schwarz-weiß. Der Anwalt zum Beispiel hat etwas Enttäuschendes gemacht, aber er hatte seine Gründe und so weiter - ob es gerechtfertigt war, kann jeder für sich entscheiden - das fand ich interessant :)

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  2. Hallöchen du Süße,

    da bin ich schon wieder :). Das Buch habe ich auch auf meiner WuLi, weil mich das sehr anspricht. Auch wenn ich mir immer schwer tue mit Liebe auf den ersten Blick und mit sofortiger unsterblicher Liebe. Ich lasse mich aber gerne überraschen.

    Die "Begriffe-Kapitel" klingen aber auch echt interessant :)

    Wie immer eine bezaubernde Rezi, die mich echt neugierig macht, danke dafür <3

    Küsschen,
    deine Ally

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    1. Sehr gern geschehen, vielen Dank, liebe Ally <3
      InstaLove wird hier gleich mit unsterbliche Liebe verknüpft, das kann schon kritisch werden. Aber das Buch ist schon ziemlich besonders, von daher kannst du es trotzdem wundervoll finden. Bei dem Buch schwer einzuschätzen, finde ich :D

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