Montag, 16. Mai 2016

Rezension | Skin - Das Lied der Kendra

 Ilka Tampke | Band 1 von 2 | penhaligon | 19,99€ | OT: Skin - The Song of the Kendra #1 | April 2016 | 480 Seiten | Meine Wertung: 3,5/5

Eine Tierhaut zu tragen bedeutet für den Stamm der Caer Cad alles: Sie steht für den Glauben der Menschen, für ihre Vorfahren, für ihr Land. Nur die vierzehnjährige Waise Ailia hat niemanden, der ihr eine Haut hätte vererben können, und ist damit eine Außenseiterin – bis sie durch eine geheimnisvolle Begegnung auf den Weg geführt wird, der ihr seit jeher vorherbestimmt ist. Sie soll zur Kendra werden, zur größten Wissenshüterin des alten Glaubens. Für Ailia beginnt eine Reise in eine ihr unbekannte Welt, wo sie nicht nur ihrer großen Liebe begegnet, sondern ihr Land auch vor einer großen Gefahr retten muss …


 Ich war noch keinen Tag alt, als Kochmutter mich auf der Schwelle zur Küche der Stammeskönigin fand.

"Für jene, die durch eine Haut gebunden waren, war dieses Leben - diese Fleischesgestalt - einfach nur ein Bruchstück in einem Fluss, der ewig dahinströmte. Totems starben nicht, und ebenso wenig die Seelen, die mit ihnen verbunden waren."
(Seite 110)

Vorweg: Skin - Das Lied der Kendra ist ein ungewöhnliches, besonderes Buch. Das ist wohl auch der Grund, warum es mich hin- und hergerissen zurückgelassen hat. Viele der Aspekte, die ich loben kann, haben ihre kritikreiche Kehrseite.


Fangen wir zunächst mit der Idee und dem Setting an. Die Handlung stützt sich oft auf historische Geschehnisse Britanniens in der Zeit von 43 n. Chr., als die Römer nach Caer Cad vorrückten.
Hier muss ich der Autorin mein erstes Lob aussprechen: Ihr gelingt es wunderbar, die alten Traditionen und Rituale des Dorfes darzustellen, sodass richtige Atmosphäre aufkommt. Es ist spürbar, wie tief der Glauben in den Bewohnern verankert ist und welche essentielle Bedeutung ihr Haut-Totem hat.
Natürlich ist die Denk- und Lebensweise der Menschen nicht von vornherein klar, aber mit der Zeit kann man sich erschließen, worin ihre Prinzipien liegen. Dabei helfen auch die  kurzen "Lektionen" am Anfang jedes Kapitels sehr.
Die Kehrseite hierbei ist, dass mir Ailias ständige Betonung auf ihre Hautlosigkeit irgendwann zuviel wurde. Gerade gegen Ende ist mir zwar noch deutlicher klar geworden, warum die Haut dauernd im Vordergrund steht, aber trotzdem kommt sie gefühlt auf jeder dritten Seite vor.

Mit Ailia selbst konnte ich mich nur schwer anfreunden. Sie erscheint mir oft etwas dumm, jedenfalls kommen mir ihre egoistischen Handlungen, bei denen ich das Gefühl habe, dass Ailia dabei gar nicht nachdenkt, so vor. Die Liebesgeschichte beispielsweise konnte mich nicht überzeugen, Taliesin bleibt zu blass und überhaupt finde ich die Heftigkeit ihrer "Liebe" für die kurze Zeitspanne zu unauthentisch. Ruther dagegen ist schon interessanter, aber für Ailia anscheinend nur für körperlichen Spaß nützlich.
Positiv kann ich allerdings hervorheben, dass Ailia eine Entwicklung durchmacht und mit dem Älterwerden und ihren prägenden Erfahrungen reifer wird, auch wenn sie mir bis zum Ende hin noch nicht wirklich sympathisch geworden ist.


Auch die Handlung ist ein Wechselbad zwischen Positiv und Negativ. Einerseits gibt es einige langatmige Stellen, die sich durch Charaktere und Schreibstil noch zusätzlich ziehen. Zudem wird bei manchen extrem absonderlichen Szenen der Bogen überspannt, sodass es sich nicht mehr ungewöhnlich, sondern befremdlich anfühlt.
Aber andererseits kommt man in den Bann von wirklich spannenden Kapiteln oder interessanten Wendungen und auf einmal liest sich das Buch überaus flüssig.

Was ich ganz besonders herausheben möchte, ist das Ende, das eins der besten Dinge an Skin ist. Es hat mich hochgradig überrascht und meinen Blick auf das gesamte Buch zum Besseren beeinflusst. Ich verrate natürlich nichts, nur, dass Ilka Tampke sowohl die Unvermitteltheit als auch die sprachliche Umsetzung dabei enorm gelungen ist.

Ihr Schreibstil ist ebenfalls ungewöhnlich. Passend zu der Atmosphäre, manchmal eher zäh, manchmal richtig schön. Ob er einem zusagt, muss wohl jeder für sich entscheiden; ich für meinen Teil würde ihn jederzeit einem langweilig-gewöhnlichen Schreibstil vorziehen, denn der Schreibstil in Skin verstärt den Eindruck der Andersartigkeit.

Skin - Das Lied der Kendra ist ein etwas anderes Buch, das nicht jeden Geschmack trifft. Es lässt mich mit wechselseitigen Gefühlen zurück, denn einerseits hatte es wirklich gute Ansätze, andererseits habe ich auch einiges zu kritisieren.
Deshalb kann ich abschließend nur anmerken: Hier ist Ausprobieren angesagt.


7 Kommentare:

  1. Guter Tipp, mit dem Ausprobierend! Ich mochte es leider nur sehr wenig! LG

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    1. Ohje.......dem Ausprobieren! Und das Buch mochte ich nur sehr wenig!

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    2. Keine Sorge, hab dich schon verstanden :D
      Bisher sehe ich auch nur Meinungen, entweder man liebt es oder man mag es überhaupt nicht - und dann gibt es noch meine Meinung xD

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  2. Huhu meine liebe Noemi,

    oh je, ich habe ja schon eine Weile nicht mehr bei dir kommentiert, das tut mir leid! :/ Die Schule war in letzter Zeit so stressig.. aber dafür hole ich das jetzt nach! :)

    Eine tolle Rezi hast du da geschrieben! :) Und ich liebe deine Fotos zu dem Buch - die wecken doch gleich das Fernweh in mir.. *-* Wo hast du die Bilder gemacht? :)

    Schade, dass du so viele Kritikpunkte an dem Buch hattest. Vom Cover her hat mich das Buch total angesprochen, aber ich glaube, ich werde erstmal die Finger davonlassen.

    Ganz liebe Grüße und Dir noch einen schönen Abend,
    deine Hannah
    <3

    PS: Ich habe dich übrigens getaggt. Es würde mich sehr freuen, wenn du Lust hast mitzumachen :)

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    1. Mach dir da keinen Kopf, liebe Hannah! Ich hoffe, du kommst schulisch gut zurecht <3
      Danke! Die Fotos habe ich am Unterbacher See gemacht (Düsseldorf), als wir kurz verreist sind. Schöne Gegend, aber bestimmt nicht so schön wie damals bei dir am Bodensee :D

      Vielleicht willst du ja mal in die Leseprobe schnuppern - dann merkst du eher, ob es dein Geschmack ist :)

      Ich schaue gleich bei dir vorbei, danke!

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  3. Hallo meine liebe Noemi <3

    puh, also das Buch klingt wirklich interessant, was mich besonders reizt ist die Andersartigkeit. Langatmige Stellen schrecken mich aber ja eher ab. Aber deine Rezi ist mal wieder der Hammer, ich finde deine Art zu schreiben einfach großartig!!! Du vermittelst immer einen so tollen und genauen Einblick vom Buch, ohne dass du aber zu viel verrätst.

    Deine Fotos finde ich übrigens auch immer wundervoll :)

    Liebste Grüße, Ally

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