Sonntag, 3. Mai 2015

[Rezension] Die Buchspringer

Mechthild Gläser | Einzelband | Loewe | 17,95€ | Februar 2015 | 384 Seiten |
Meine Wertung: 4-/5

 Während des Sommerurlaubs auf einer vergessenen Shetlandinsel erfährt Amy, dass sie als Mitglied der Familie Lennox of Stormsay über die Fähigkeit verfügt, in Bücher zu reisen und dort Einfluss auf die Geschichten zu nehmen.
Schnell findet Amy Freunde in der Buchwelt: Schir Khan, der Tiger aus dem Dschungelbuch, hat stets wertvolle Ratschläge für sie, während Goethes Werther zwar seinen Liebeskummer in tintenhaltigen Cocktails ertränkt, Amy aber auch ein treuer Freund ist, seit sie ihn vor den Annäherungsversuchen der Hexen aus Macbeth gerettet hat. Lediglich die Idee, Oliver Twist Kaugummi zu schenken, war nicht die beste … Doch bald merkt Amy, dass die Buchwelt nicht so friedlich ist, wie sie zunächst scheint. Erst verschwindet Geld aus den Schatzkammern von Ali Baba, dann verletzt sich Elizabeth Bennet auf dem Weg zum Ball mit Mr Darcy, sodass eine der bekanntesten Liebesgeschichten der Weltliteratur im Keim erstickt wird.
Für Amy ist klar: Sie muss den Störenfried stellen! Doch erst, als sich die Zwischenfälle auch auf die Realität auswirken und schließlich sogar ein Todesopfer fordern, wird Amy klar, wie ernst die Bedrohung ist. Worauf hat es der geheimnisvolle Attentäter wirklich abgesehen?

Will rannte.

»Ich würde ja gern sagen, dies ist das Gesetz des Dschungels, aber es gilt in der gesamten Buchwelt: Leser dürfen nicht eingreifen. Unter keinen Umständen. Du musst immer am Rand bleiben, zwischen den Zeilen.«
(Seite 51)

Das Cover ist wahrlich wieder ein Hingucker, bei dem die Farben super harmonieren. Und natürlich wurde auch der Bezug zum Inhalt nicht vernachlässigt, sodass das Cover in einer Buchhandlung sofort meinen Blick auf sich ziehen würde.

Die Buchspringer

Die Buchspringer. Das klingt doch schon einmal ungewöhnlich. Nach dem Klappentext ist klar, ich bin hin und weg von der Idee. Wer würde nicht gerne mit Amy tauschen und seine Lieblingsgeschichten neu erleben?
So wenigstens kann man Amy begleiten und lernt Klassiker, die von Das Dschungelbuch über Der kleine Prinz bis hin zu Die Verwandlung variieren, auf einer anderen Ebene kennen.

Nun, nach dem Lesen, muss ich sagen, dass ich zwar nicht direkt enttäuscht bin, aber auch nicht begeistert wurde.
Die Idee hätte man meiner Meinung nach noch weiter ausprägen können. Natürlich ist sie noch immer die Haupthandlung, aber so viel Zeit wie erwartet wird gar nicht in der Buchwelt verbracht. Zudem stellen sich fundamentale Fragen bzw. Informationen über die Buchspringer, die aber nicht beantwortet werden. Deshalb kann ich mir von der Idee kein so gutes Bild machen wie erhofft.
Ein Beispiel: Kann man sterben, wenn man in der Buchwelt unterwegs ist? (Ich denke schon, sonst wäre es ja nicht so aufregend.) Trotzdem wäre das für Amy doch nicht schlecht zu wissen, wo es doch so gefährlich wird.


Was mich gleich zu meinem nächsten Punkt führt: Amy.
Zunächst erscheint sie wirklich sympathisch, sammelt Pluspunkte dafür, dass sie gerne liest, besitzt einen anständigen Charakter. Das alles wird dann aber davon überschattet, wie Amy sich benimmt. Nicht nur manchmal kann ich ihre und Wills Handlungen überhaupt nicht nachvollziehen und frage mich, wo die Rationalität geblieben ist. Ein weiteres Beispiel: Da ruht sich der potenzielle Täter in meinem Haus aus, aber hey, lassen wir ihn schlafen. Kein Wunder, wenn er später nicht mehr da ist.
Solche Logikfehler stören zunehmend den Lesefluss.

Ansonsten aber können die Stellen, die wirklich in der Buchwelt spielen, fesseln und mitreißen. Es ist wunderbar und die Idee fasziniert mich noch immer. Leider gibt es im Buch auch Passagen, die schon langatmig oder eher mittelmäßig sind, sehr schade. Gegen Ende wird es zwar wieder spannend, doch muss ich zugeben, dass mich der Antagonist nicht überzeugen kann. Dafür machen aber die einzelnen Szenen des Märchens zwischendurch wieder neugierig.


Die Liebesgeschichte steht nicht im Mittelpunkt, glücklicherweise, denn ich finde, hier sollte der Fokus ganz auf der Liebe zur Buchwelt liegen. Sie ist vielleicht etwas klischeehaft/vorhersehbar, abgesehen davon aber ganz süß.

Den Schreibstil mag ich sehr gerne. Wenn es keine Unklarheiten gibt, ist er sehr angenehm und flüssig zu lesen und auch passend, um die Buchwelt zu beschreiben.

Mit der schlussendlichen Bewertung musste ich noch etwas hadern, da einige Kritikpunkte vorhanden sind. Trotzdem ist Die Buchspringer dank der wundervollen Idee durchaus lesenswert für alle, die Bücher lieben.
Ganz knapp vergebe ich 4 Eulen.





6 Kommentare:

  1. Schöne Rezi :-) Das Buch will ich noch unbedingt lesen, ich finde die Idee einfach mal hammer :D

    LG<3
    Anna

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    1. Danke!
      Die Idee hätte wirklich volle Punktzahl verdient :)

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  2. Die "Buch im Buch" Momente waren wirklich die Highlights des Buches! Aber ich geb dir recht, es war nicht alles gold, das glänzt. So ein paar Dinge haben mich auch gestört, wenn auch nicht zu sehr, dass ich mehr zu drei Sternen tendiert hätte.

    Schöne und nachvollziehbare Rezi!

    Liebe Grüße,
    Tina

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    1. Dankeschön! Auch schön, dass ich mit meiner Meinung nicht allein dastehe :D

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  3. Huhu!

    Ich bin super gespannt auf das Buch. Ich habe es zwar noch nicht, aber ich schleiche in der Buchhandlung immer drum herum.

    Liebe Grüße
    Emma

    www.emmibooks.blogspot.de

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  4. Das Buch klingt interessant und das Cover ist super schön :)

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