Rezension | Klar ist es Liebe

Sandy Hall | Einzelband | Fischer Sauerländer | 14,99€ (Broschur) | OT: A Little Something Different | August 2015 | 272 Seiten | Meine Wertung: 3/5

Lea und Gabe wären das perfekte Paar. Das erkennen alle um sie herum: der beste Freund, die Mitbewohnerin, ja sogar der Busfahrer und die Starbucks-Bedienung. Sie haben denselben College-Kurs belegt, sie bestellen das gleiche Essen, die mögen dieselben Filme. Aber obwohl die Luft zwischen ihnen knistert und alle Vorzeichen stimmen, scheinen sie den richtigen Augenblick immer zu verpassen. Werden Lea und Gabe es schaffen, trotzdem zueinanderzufinden?

»Ich besorge uns falsche Ausweise«, verkünde ich Lea, als wir an unserem ersten College-Tag über den Campus gehen.

Das Cover hätte mich in einer Buchhandlung nicht angesprochen, passt aber zum Inhalt und ist auch süß gestaltet. Gut finde ich auch, dass sich am Originalcover orientiert wurde.

Was mich an Klar ist es Liebe fasziniert hat, war die Idee der Umsetzung. Wenn es sich nur um eine gewöhnliche Liebesgeschichte gehandelt hätte, bei der es einfach etwas länger dauert, bis die beiden Hauptfiguren zusammenfinden, hätte ich das Buch warscheinlich nicht lesen wollen, weil es eben nichts Neues ist.
Doch Sandy Hall hat die Geschichte anders gestaltet. Statt aus der Sicht der eigentlichen Protagonisten, also Lea oder Gabe, zu schreiben, gibt es 14 verschiedene Erzähler. Mal ist es Leas Freundin, mal Gabes Bruder, Angestellte im Café oder der Busfahrer usw. - sogar eine Sitzbank und ein Eichhörnchen sind dabei, was eine originelle Idee ist, die Schwung und Humor mitbringt. Da hinter dem jeweiligen Erzähler erläutert wird, wer derjenige eigentlich ist, kommt man auch nicht durcheinander und kann die verschiedensten Sichtweisen zu einem Handlungsstrang zusammenknüpfen.

Sie alle berichten darüber, wie es mit Lea und Gabe vorangeht - oder auch nicht vorangeht, denn obwohl sich die beiden augenscheinlich mögen, finden sie nicht zueinander. Gabe hat mit seiner extremen Schüchternheit zu kämpfen, während Lea dies falsch interpretiert, sodass die zwei es sich ungewollt viel schwerer und komlizierter machen als es sein könnte. Dies hat mich stellenweise schon fast genervt. Es war für mich auch nicht möglich, diesen Eindruck durch Sympathiepunkte abzuschwächen, da ich Lea und Gabe nur durch die Augen
der anderen kennengelernt habe und so keinen persönlichen Bezug zu ihnen fand. Sie hinterlassen nicht gerade einen guten Eindruck, wenn sie immer wieder zu ihren Freunden zurückrennen, um sich dort verzweifelt von ihnen trösten zu lassen, weil es mal wieder nicht geklappt hat. Es ist vielleicht notwendig, damit der Leser auch alles mitbekommt, aber dann hätte man lieber die Sitzbank mehr einbauen können.

Die Erzähler selbst bieten durch ihre Abwechslung Unterhaltung, mir sind zwar nur einige wenige interessant und gleichzeitig sympathisch, aber ich glaube, das ist sowieso kein Muss für die Story, denn das Hauptaugenmerk liegt auf dem Zusammenführen von Lea & Gabe.
Die Handlung kommt an manchen Passagen einfach nicht voran, sodass es langatmig und reizlos wird. Natürlich ist das nicht immer so, den Großteil des Buches konnte ich flüssig lesen und es gibt Elemente, die wirklich interessant sind. Insgesamt aber hätte die Autorin mehr Komplexität (eventuell mit einer Nebenhandlung oder einem größeren Konflikt oder Wendung?) hineinbringen und auch das Zwischenmenschliche, das mich bei Gabe und Lea nicht überzeugt hat, vertiefen können. Außerdem konnte ich leicht vorhersehen, wie es weitergeht oder endet.

Der Schreibstil von Sandy Hall ist angenehm und flüssig zu lesen. Das und die relativ kurzen Kapitel führen dazu, dass sich das Buch schnell wegliest, zumindest, wenn man die zäheren Stellen außer Acht lässt.

Klar ist es Liebe - Eine Liebesgeschichte mit einer frischen, durchaus gelungen Umsetzung, die allerdings eine eher flache Handlung aufweist. Für zwischendurch aber einen Blick wert, vor allem, wenn man eine Abwechslung von übrigen Liebesromanen möchte.