Dienstag, 24. November 2015

Rezension | E.J. und das Drachenmal

Anika Oeschger | Band 1 von ? | Riverfield | 19,90€ | September 2015 | 304 Seiten | Meine Wertung: 1,5/5

Merkwürdige Veränderungen an ihrem Körper werfen die16-jährige Emilia Jane, die sich lieber nur E. J. nennen lässt, aus der Bahn. Nachdem sie mit ihrer Familie von Schottland nach Zürich gezogen ist, hat sie sich gerade erst an das gewöhnt, was die Pubertät mit ihr anstellt. Aber ein blauer Ausfluss, wo keiner sein sollte, und Hitzewallungen, die so heiß werden können, dass ihre Bettdecke Brandflecken bekommt, sind ein ganz anderes Kaliber als Pickel und Mitesser. Als sich dann auch noch ein unerklärlicher Ausschlag über ihren ganzen Körper ausbreitet, landet sie in der Quarantänestation der Stadtklinik.

Schon bald stellt E. J. fest, dass sie eine Gezeichnete ist, Trägerin des Drachenmals, das ihr einerseits ungeahnte Fähigkeiten und Kräfte verleiht, aber gleichzeitig einen ihr unbekannten Feind aus den Tiefen einer längst vergessenen Epoche auf den Plan ruft. Das dunkle Etwas, das ihr nach dem Leben trachtet, kommt rasend schnell näher und scheint unbesiegbar zu sein ...
 
 Grelles Licht lässt meine Augen förmlich explodieren.

"Es geht darum, dass du nun in einer Welt lebst, in der die Grenze zwischen Gut und Böse nicht mehr nach denselben Maßstäben gezogen werden kann, die du gewöhnt bist. Wer oder was ein Monster ist, muss nach ganz anderen Kriterien beurteilt werden."
(Seite 125)

Zuerst will ich anmerken, dass kleine Spoiler enthalten sein könnten, da ich für meine Kritikpunkte Beispiele nennen will. Ich würde sie nicht direkt als Spoiler betrachten, aber wenn ihr das Buch noch lesen und ganz sicher gehen wollt, dann lest meine Rezension erst danach (oder gar nicht :D)

Das Cover ist mit den Farben und dem Mädchengesicht hübsch, allerdings finde ich, dass der Titel langweilig und gewöhnlich klingt.

Die Idee dagegen klingt schon interessanter. Ebenfalls war ich gespannt darauf, wie das Debüt der 17-jährigen Autorin sein würde. Allerdings musste ich schnell bemerken, dass die Geschichte noch stark ausbaufähig ist.

Zum einen habe ich mich sehr an den Charakteren gestört. Die Protagonistin E.J. war mir schon nach einigen Seiten unsympathisch und ich kann sie absolut nicht nachvollziehen. Ich fand es schon lächerlich, wie sie sich innerhalb weniger Kapitel in drei Jungen verliebt und dann auf einmal doch keine Gefühle mehr für sie hat. Sie betrügt ihren Freund mit einem wildfremden Jungen und wundert sich dann darüber, dass ersterer Schluss macht, woraufhin sie natürlich total verzweifelt ist, nur um zwei Seiten später schon keinen Gedanken daran mehr zu verlieren. Und als ihre Eltern auf einmal verschwunden sind, ist sie am Boden zerstört, was ja nur natürlich ist, aber schon kurze Zeit später kümmert sie sich anscheinend nicht mehr darum, dass sie vielleicht in Gefahr stecken. Nein, lieber Spaß mit seinen Freunden haben...

Die anderen Charaktere verblassen neben E.J. und auch mit ihnen konnte ich mich nicht zurechtfinden. Bei manchen hatte ich das Gefühl, dass man rein gar nichts über sie erfährt. Sie sind auf einmal da und plötzlich gehören sie dazu. Ehrlich gesagt hätte ich es sogar nicht schade gefunden, wenn sie gestorben wären, so gleichgültig waren sie mir, auch wenn das hart klingt. Es hätte zumindest eine aufregende Wendung in den Plot gebracht.

Die Handlung ist im Vergleich zu den Charakteren schon ein bisschen ausgereifter, allerdings ist auch dort die Unglaubwürdigkeit kein Einzelfall. Es beginnt mit den Anzeichen des Mals, das E.J. bekommt, was sie aber lieber verdrängt als sich damit auseinanderzusetzen. Auch als sich bei anderen das Mal bildet, ähnelt deren Reaktion eher einem "Hm, okay" als einem "Was zur Hölle ist das?".

Wie auch immer, nachdem sich die Gruppe dann gefunden hat, müssen sie lernen, ihre Feinde zu bekänpfen. Zu ihrem Schutz zählt auch, dass sie sich selbst und ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten geheim halten (was nicht gerade dadurch gefördert wird, dass sie sich in der vollen Straßenbahn über ihren Plan unterhalten) und zusammenbleiben, da sie jederzeit angegriffen werden. Diese Regel hat E.J. selbst herausgehoben, aber da sie sich nur zehn Minuten danach allein an einen unnatürlichen, abgelegenen, mysteriösen Ort begibt, scheint ihr das entfallen zu sein. Und anschließend soll der Leser davon überzeugt werden, dass es nur ein Art Vision war, bei der E.J. aus ihrem Körper "geschwebt" ist oder Ähnliches? Davon wird nichts erklärt und für mich ist es absolut aus dem Kontext gerissen, wie so vieles, vieles andere auch.

Schade, aber für mich war wenig Logik in dem, was passiert ist oder was die Charaktere getan haben. Es gibt viel zu viele Unstimmigkeiten, vollkommen wirre Handlungen, der kaum vorhandene rote Faden müsste schon ein dickes Tau sein, um dort hinauszufinden. Das hat auch die Langatmigkeit des Buches verstärkt/erzeugt, ich konnte kein bisschen mitfiebern, auch wenn die Idee nicht schlecht ist.

Was ich als gelungen ansehen kann, ist die Entwicklung zum Ende hin, denn dort entwickelt sich doch noch Spannung durch die actionreichen Szenen. Auch die Fähigkeiten durch das Drachenmal finde ich interessant umgesetzt.

"Das Gestern ist Geschichte, aus der du lernen kannst. Das Morgen sind nur Gerüchte, auf die du hoffen kannst. Aber das Heute ist das Hier und Jetzt - das musst du leben. Welcher Weg der richtige ist, fühlst du in deinem Inneren."
(Seite 245/246)

Der Schreibstil ist anfangs ist sehr holprig, Satzanfänge fangen meistens mit "Ich" an, es wirkt uninteressant, vor allem durch die Handlung. Außerdem werden unnötige Details umschrieben, die mich als Leser überhaupt nicht interessieren würden. Aber man merkt, dass sich die Autorin mit der Zeit besser in ihre Geschichte eingefunden hat, denn der Schreibstil bessert sich und wird flüssiger.

E.J. und das Drachenmal konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen. Langatmigkeit, permanente Logiklücken und fehlende Authentizität gepaart mit platten Charakteren dominieren klar über die einigen wenigen aufregenden Szenen.

2 Kommentare:

  1. Guten Morgen,

    Ich hatte mir auch die Leseprobe angesehen, nachdem der Verlag mich angeschrieben hatte, aber von diesem Buch habe ich auch gleich wieder abgelassen. Wie du schon meintest, stört der Schreibstil irgendwie (von der Story an sich habe ich ja nicht so viel mitbekommen.).Viel "ich ich ich" und die Art an sich wirkte auf mich auch recht nach "Ich schreib mal drauf los und mal sehen, was kommt.".
    Trotzdem: Eine schöne Rezension. Ich wünschte, ich würde es mal auf die Reihe kriegen, so viel zu einem Buch zu schreiben.:D

    beste Grüße,
    Annabel

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    1. Ich habe das Buch als Überraschung bekommen, sonst hätte ich es wahrscheinlich auch nicht gelesen. :S
      Danke für das Lob! Bei diesem Buch hatte ich auch recht viel zu kritisieren, daher wird die Rezi dann immer länger. Bei Büchern, die ich nur loben kann, schreibe ich auch weniger, irgendwann ist dann alles gesagt (außer bei den wirklich fantastischen, da sprühe ich nur so vor Begeisterung). Aber eine Rezi muss ja nicht immer lang sein, wenn man die Kritik knapp auf einen Punkt bringt, ist das doch auch schon eine Meinung :) Ich schau gleich mal bei dir vorbei (:

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