Samstag, 16. April 2016

Rezension | Holmes & Ich - Die Morde von Sherringford

 Brittany Cavallaro | Einzelband | dtv | 16,95€ | OT: A Study in Charlotte | Februar 2016 | 385 Seiten | Meine Wertung: 3/5

Drei Dinge will Jamie Watson partout vermeiden, als er gegen seinen Willen auf ein Internat an der Ostküste der USA geschickt wird:
1. Dort auf die charismatische Charlotte Holmes zu treffen, Nachfahrin des legendären Sherlock, die allerorten für ihren komplizierten Charakter und ihr detektivisches Genie bekannt ist.
2. Sich in besagte Charlotte zu verlieben - natürlich unglücklich.
3. Gemeinsam mit Charlotte in einen Mordfall verwickelt zu werden.

Doch dann wird Jamie von seinem Zimmergenossen zu einer Party mitgeschleift, auf der er Charlotte begegnet und sofort von ihr fasziniert ist. Kurz darauf geschieht ein Mord. Hauptverdächtige: Jamie Watson und Charlotte Holmes! Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen.


Das erste Mal begegnete ich ihr am Ende einer dieser sich zäh dahinschleppenden Wochentage, die für Privatschulen wie das Sherringford-Internat so typisch sind.

"Oh, sie war brillant. Wie ein vorbeizischender Komet, den man nicht direkt anschauen konnte, ohne sich die Netzhaut zu verbrennen. Wie ein biolumineszenter See, der im Dunkeln leuchtet."
(Seite 172)

Das Cover finde ich super, mit den weißen Figuren auf schwarzem Hintergrund wirkt es schick und die pinke Schrift lenkt den Blick auf sich.

Wer hat denn nicht von Sherlock Holmes' sagenumwobenen Fällen gehört? Wen faszinieren nicht die lässige Präzision und Detailgenauigkeit, mit der er seine Deduktionen anstellt?
Ich für meinen Teil bin daran auf jeden Fall interessiert, weshalb ich Holmes & Ich unbedingt lesen wollte, denn eine Jugendbuchadaption mit jüngeren Charakteren in der heutigen Zeit klang doch so gut wie perfekt.
Leider konnte mich Holmes & Ich nicht ganz überzeugen.

Jamie Watson trifft durch seinen Schulwechsel auf Charlotte Holmes, wobei Jamie davon träumt, mit ihr gemeinsam Fälle zu lösen, so wie es früher auch ihre eng befreundeten Vorfahren getan haben. Zunächst hat Jamie Schwierigkeiten, sich mit ihr anzufreunden, erst ein schockierender Vorfall schweißt die beiden zusammen: Ein Mord, der so inszeniert wurde, dass die zwei als Hauptverdächtigen dastehen.

Die Protagonisten entsprechen ziemlich genau den Vorlagen und besitzen die meisten ihrer Eigenschaften. Das ist auf der einen Seite für eine Adaption natürlich logisch und passend, auf der anderen Seite finde ich es etwas fade, wenn keine neuen Entwicklungen und Merkmale herausstechen. So spielt Charlotte zum Beispiel ebenfalls auf ihrer Stradivari, ist eine Wandlungskünstlerin und dazu noch einer Drogensucht verfallen. Vor allem aber ist sie unheimlich clever, führt vollkommen rational ihre Analysen aus, was für den Leser immens beeindruckend ist. Dies wird noch gesteigert durch Jamies Bewunderung, der das Ganze wie Watson damals in Arthur Conan Doyles Geschichten als Ich-Erzähler mitverfolgt.


Jamie & Charlotte hat man letztendlich relativ gut kennengelernt, allerdings kann ich nicht behaupten, dass ich wirklich mit ihnen mitgefiebert habe. Auch die Entwicklungen in Richtung Lovestory fand ich nicht allzu herausragend. Nachdem er einige Zeit mit ihr verbracht hatte, hat Jamie anscheinend beschlossen, verliebt in Charlotte zu sein, falls er es nicht schon von vornherein war - die wirkliche Erkenntnis habe ich nicht mitbekommen. Da Charlotte eher verschlossen ist und ihre Gefühle mäßigt, habe ich von der romantischen Chemie zwischen den beiden kaum etwas mitbekommen, höchstens gegen Ende. Interessanter fand ich sowieso, wie die beiden als Partner zusammen an der Aufklärung des Falls arbeiten, aber häufig ist es so, dass Charlotte Jamie nicht einweiht und er daher nicht viel dazu beitragen kann, was schade war, da ich den Prozess als Leser gern verfolgt hätte.
Den Hauptteil bekommt man mit, keine Frage, und die Schlussfolgerungen sind auch ausführlich und verständlich erklärt, sodass ich von der Handlung gut unterhalten wurde. Sie bietet Spannung, Rätsel und Risiken ebenso wie Humor und Köpfchen.

Lediglich die Auflösung hat mich nicht ganz überzeugt. Einiges war vorherzusehen, wenn auch nicht das große Ganze, und den Täter empfand ich als unpassend, weil die Person auf mich schon fast lächerlich gewirkt und dies gar nicht zu ihren ausgeklügelten Taten gepasst hat. Generell verblassen die Nebencharaktere neben den Protagonisten und können mit ihren Persönlichkeiten bei Weitem nicht mithalten.

Der Schreibstil dagegen hat mir gefallen, ein flüssiger Stil, der in das Geschehen einführt, Atmosphäre schafft und die Gedankengänge verständlich ans Licht bringt.

Holmes & Ich - Die Morde von Sherringford ist für die kurze Zeit ein unterhaltsames Leseabenteuer mit interessanten, aber auch schon bekannten Protagonisten, die durch ihre nüchternen Deduktionen beeindrucken können. Viel mehr konnte mich allerdings nicht überzeugen, daher hält sich das Buch eher im durchschnittlichen Bereich.

2 Kommentare:

  1. Schöne Bilder! Mich könnte das Buch doch mehr überzeugen als dich! Fand es echt nicht schlecht und würde mich freuen, wenn es einen weiteren Teil gäbe! LG Verena

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    1. Dankeschön! :)
      Schlecht war es auf keinen Fall! Und wenn es noch einen Teil gäbe, würde ich den wahrscheinlich auch im Auge behalten, nur mit niedrigeren Erwartungen :D

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