Mittwoch, 3. Februar 2016

Rezension | Divinitas

Asuka Lionera | Band 1 von 2 ("Band 2" ist eine Vorgeschichte) | Drachenmond Verlag | 14,90€ | November 2015 | 348 Seiten | Meine Wertung: 4-/5

„Eine Halbelfe!“, ruft der Ritter angewidert und spuckt auf den Boden neben mir aus. „Ich dachte, diese Missgeburten hätte man ausgerottet!“
„Sie haben sie gesehen! Sie haben meine Ohren gesehen! Sie wissen, was ich bin!“

Von den Elfen verachtet und den Menschen gefürchtet hat sich die Halbelfe Fye in die Abgeschiedenheit zurückgezogen. Doch sie wird enttarnt und gefangen genommen und an der Schwelle von Leben und Tod gerät sie in eine uralte Fehde. Wer meint es ehrlich mit ihr – der verfluchte Prinz oder der strahlende Ritter?

Ich bin erledigt.


"In meiner Brust explodiert etwas und plötzlich fühlte sich alles richtig an.
Ich hatte sie gefunden.
Meine Erlöserin."
(Seite 95)

Ich brauche keine Brille, um zu erkennen, dass das Cover wunderschön ist. Am meisten hauen mich die Farben um, aber auch sonst sind Titel, Motive und auch der Wolf auf den einzelnen Buchseiten einfach ein einzigartiger Blickfang.

Divinitas hat mir zweifelsfrei gefallen, wenn ich das gesamte Buch beurteilen würde.
Für meine Rezension würde ich gern zwei Facetten herausstellen. Einerseits gibt es die Seite an dem Buch, die einfach wahnsinnig gelungen ist, die mich geradezu magisch gefesselt hat, dass ich mich schon etwas in das Buch verliebt habe und mit 'etwas' meine ich 'ziemlich doll'. Das war der Leseabschnitt bis knapp vor dem Mittelteil.
Andererseits kam dann die ernüchternde Seite, die den vorigen Eindruck massiv geschmälert hat und bei der dann auch die verliebten Gefühle einer fast schon Genervtheit wichen. Nur fast, aber Enttäuschung war vorhanden.


Den Anfang finde ich grandios. Ich mochte die Protagonisten Fye auf Anhieb und auch der Schreibstil konnte mich schon überzeugen. Das Risiko, das Fye als Halbelfe eingeht, wurde mir sehr bewusst und zusammen mit meiner Sympathie konnte ich nicht anders, als mit ihr mitzubangen, als sie dann schließlich tatsächlich festgenommen wird.
Aber das ist natürlich noch lange nicht das Ende der Story, es kommt noch so viel mehr.
Und eine der besten Sachen kommt mit Vaan. Dem wunderbaren, romantischen und verfluchten Vaan, der mir schnell ans Herz gewachsen ist und ohne jeden Zweifel ein Highlight des Buches ist.

Mein Favorit stand also schon fest, weshalb ich das Liebesdreieck wirklich nicht gebraucht hätte. Es hat im Hinblick auf Fye sogar geschadet, denn wegen ihrer aus dem Nichts kommenden Insta-Love-Aktion auf einen undurchsichtigen Typen ist meine Sympathie ihr gegenüber erheblich geschrumpft. Im Laufe des Buches sanken meine Sympathiepunkte auf ein Minimum, ich kann nicht verstehen, wie sie anfangs noch so mutig und dann immer naiver und naiver wird, obwohl sie mit Vaan doch schon etwas überaus Wertvolles gefunden hat. Zudem kann ich viele ihrer Handlungen und Gedanken nicht durchschauen, manche erscheinen mir regelrecht dämlich.
Beispiel (zum Lesen markieren, da ausnahmsweise großer Spoiler!): Gegen Ende, als Fye sich ihrem Schicksal ergibt und darauf wartet, dass das Schwert auf ihren Kopf hinuntersaust und hofft, dass Vaan hoffentlich weit weg fliehen kann, hat sie anscheinend zufällig "verdrängt", dass die zwei mit dem Band verbunden sind, das heißt, WENN EINER STIRBT, STIRBT AUCH DER ANDERE!!! Dass sie so etwas Essentielles einfach vergisst, finde ich enorm lächerlich.

Es gab viele andere Sachen, die mich stutzig gemacht haben und die ich nicht nachvollziehen konnte. Einiges hätte man damit abdecken können, dass man es noch kurz in wenigen Sätzen erklärt, anderes erscheint mir so oder so nicht schlüssig.


Die anderen Charaktere sind gut in die Handlung eingebaut, es polarisiert sich allerdings, wer denn nun total liebenswürdig ist und wer nicht, da hätte man noch mehr Kanten und Facetten einbauen können. Gylbert zum Beispiel blieb anfangs auch sehr blass, was einer der Gründe ist, warum er meiner Meinung nach keine Konkurrenz für Vaan ist.
Die Liebesgeschichte ist meiner Ansicht nach anfangs extrem romantisch, die Gefühle habe ich von Vaans Seite aus deutlich mitbekommen. Die erotischen Szenen finde ich für das Genre Romantasy allerdings zu detailliert beschrieben.

Auch die Handlung fand ich anfangs noch super. Sie bleibt zwar von den Wendungen spannend, allerdings wird sie zunehmend sprunghafter, sodass ich aus der Story gerissen wurde. Zudem sind die Wendungen meist auffällig vorhersehbar, es gab kaum Sachen, die ich nicht erraten konnte.

Der Schreibstil dagegen ist wunderbar, einer der Sorte, die ich wirklich gerne mag, weil man nur so durch die Seiten fliegt und auch in knappen Sätzen Bedeutung liegt. Die Geschichte wird aus Fye und Vaans Sicht in der Ich-Perspektive erzählt, was mir gefallen hat, da man so auch Vaan richtig kennenlernt. Die kommenden Werke der Autorin werden es also auch auf meine Wunschliste schaffen.

Das waren also die beiden Seiten, die fantastische und die enttäuschende, die in Divinitas zu finden sind. Glücklicherweise überwiegt die erste Seite und insgesamt ist das Buch auch wundervoll flüssig zu lesen, aber meine Kritikpunkte entwickeln sich im Verlauf immer mehr zu erheblichen Störfaktoren.
Knappe 4 Eulen
 
 Falkenmädchen soll Juni 2016 erscheinen und erzählt eine Vorgeschichte zu Divinitas. Die Bücher sind also unabhängig voneinander lesbar.

4 Kommentare:

  1. Huhu! :)

    Eine gelungene Rezension! Deine Kritikpunkte kann ich gut verstehen. Insta Love Aktionen kann ich meistens auch nicht nachvollziehen und von Liebesdreiecken habe ich mittlerweile wirklich genug. ;) Bei dem Buch lockt mich allerdings die Fantasykomponente, also werde ich es mir trotzdem mal vermerken und auf das Beste hoffen. :)

    Liebste Grüße
    Nina ♥♥♥

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    1. Danke :) Ich finde es gut, dass du das Buch nicht gleich von der Wunschliste nimmst, sondern es trotzdem mal versuchen möchtest! Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen :)

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  2. Ich hab das Buch auch kürzlich gelesen und bin gerade dabei meine Gedanken für die Rezi zu sammeln, einiges von deine Kritikpunkten kann ich nur so unterschreiben, aber irgendwie ist es trotzallem eine gute Geschichte für mich gewesen. Nur beim Schreibstil muss ich persönlich noch einen Abstrich machen, denn den fand ich ehrlich gesagt eher holprig. :D

    Auf Falkenmädchen bin ich trotzallem aber sehr gespannt. :)

    Liebe Grüße
    Svenja

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    1. Ich habe schon öfter gelesen, dass der Schreibstil nicht zugesagt hat, also muss da etwas Wahres dran sein, aber ich habe das irgendwie überhaupt nicht so empfunden :D
      Genauso ging es mir: Ich hatte viele starke Kritikpunkte, wegen derer die Sternebewertung eigentlich schlechter hätte ausfallen müssen, aber ich hatte trotzdem Freude an der Geschichte...

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