Samstag, 4. Oktober 2014

[Rezension] Keine Angst, es ist nur Liebe.

Keine Angst, es ist nur Liebe.
Autorin: Marlies Zebinger
Einzelband
Verlag: FeuerWerke Verlag
Preis: 11,90€ (Taschenbuch), 2,89€ (ebook)
Originaltitel: /
Erscheinungsdatum: 1. August 2014
Meine Wertung: 2,5-/5
334 Seiten



Warum kann ich, Anna Maria Elisabeth Rogner, nicht einfach nur ein bisschen mehr normal und ein bisschen weniger oberangsthasenmäßig sein? Ich habe nämlich Angst vor so ziemlich allem – das heißt, eigentlich gibt es fast nichts, wovor ich nicht Angst habe, um genau zu sein. Wobei – vor zu teuren Therapiesitzungen habe ich keine Angst. Und vor Sonnenblumen auch nicht. Und vor Dreifach-und-Doppelsprüngen auf dem Eis schon gar nicht! ABER: ja, es ist tatsächlich so! Seit der Geschichte mit dem Baby habe ich definitiv Angst vor der Liebe und somit auch vor Matts, der mein Leben gerade ziemlich durcheinander wirbelt. Sieben erstaunliche Angstbewältigungsaufgaben hat er mir gestellt, dieser eigenartige Profisportler. Sieben Aufgaben, mit denen ich mich auf die Suche nach mir selbst begebe – und letztendlich auch auf die Suche nach dem Mann, den ich liebe…

Als ich den kleinen Waldweg entlang gehe, ist es still um mich herum.

"So vieles macht mir im Moment Angst. Dieses beklemmende Gefühl ist mir nur allzu vertraut. Herzklopfen und Enge in der Brust sind nahezu ein Dauerzustand. [...]
In meiner Verzweiflung habe ich mir versucht anzugewöhnen, die Angst mittlerweile als eine Art Freundin zu sehen. Das heißt, genaugenommen zwinge ich mich meistens dazu, sie als solche zu sehen, denn viel lieber nenne ich sie "Erzfeindin Angst" oder "verfluchte Angst" oder auch "verhasste Angst". Aber meine Therapeutin meint, dass wenn man die Angst als beste Freundin hat, sie einem dann nichts mehr tun kann. Sie ist der festen Überzeugung, dass es besser ist, meine ständige Begleiterin zu akzeptieren, als sie zu bekämpfen."
(Seite 7)

Das Cover wirkt sommerlich warm & einladend, die wegfliegenden Blätter vor der grünen Wiese finde ich schön. Nur die Person sieht wie eine simple Zeichentrickfigur aus, was man aber nur von nahem erkennt.

Mich persönlich hat das Thema sehr interessiert, da ich mich selbst bestimmt nicht als angstfrei bezeichnen kann. Die Sache mit der Angst wurde hier sehr, sehr ausführlich ausgeprägt, das Wort kam auch nicht wenig vor. Dabei merkt man aber auch, wie sehr Anna damit belastet ist.
Anna ist nämlich noch ängstlicher, als ich dachte. Sie schildert ihre Ängste detailliert, genau verstehen, warum sie nun gerade mit dieser Angst zu kämpfen hat, konnte ich aber nicht immer. Gelegentlich habe ich auch Gemeinsamkeiten mit ihr gefunden, auch wenn das eher Kleinigkeiten wie Antipathie gegenüber der Farbe Lila waren. Nichtsdestotrotz ist sie mir erst gegen Ende wirklich sympathisch geworden.
Zum Teil hat mich wirklich sehr gestört, dass sie Kleinigkeiten bis ins winzigste Detail beschreibt, was auf Dauer extrem nervenaufreibend wurde. Hingegen wurden Dinge, die für mich interessant waren, nur kurz angeschnitten. Teilweise ist sie so sehr vom eigentlich Wichtigen abgekommen, dass es immer langweiliger wurde, bis es dann wieder etwas bergauf ging, wenn Anna den roten Faden wiedergefunden hat. Ständige Ausrufe wie "Unfassbar!", "Wirklich!", "Heute nicht!" gingen mir zusätzlich zu den ellenlangen in Klammern oder Nebensätzen ausgeführten Erklärungen auf Dauer dann auch auf die Nerven.
Außerdem gibt es wiederum auch noch Stellen, die mir zu übertrieben vorkamen und manchmal kann ich Anna überhaupt nicht nachvollziehen z.B. als sie sich als "intelligent, außergewöhnlich, sportlich, musikalisch und ungewöhnlich kreativ" und Neid der Eltern der Schulkameraden, welche natürlich auch noch um ihre Aufmerksamkeit buhlen, bezeichnet hat (S. 38). So redet doch keine verunsicherte Person.

Matts mag zwar für andere ganz süß und einfühlsam sein, ich bin da eher skeptisch. Schließlich kennen die beiden sich erst einige wenige Tage. Und dann kann Matts sie so gut einschätzen und schenkt ihr am ersten Tag auch noch Blumen mit der Nachricht
"Gratuliere, jetzt bist du sie also, die erste Frau, der ich jemals Blumen geschenkt habe."
Ahja. Er verschenkt eigentlich keine Blumen, aber Anna bekommt natürlich nach fünf Minuten Kennenlernen welche. Alles in allem wirkt er einfach zu perfekt, als dass ich mit ihm sympathisieren könnte.
In der Liebesgeschichte der beiden fehlt mir die Tiefe. Matts ist nur durch seine Briefe präsent, man erlebt ihn & Anna zusammen nur kurz am Anfang. 

Ein Plus geht aber auf die Tagesaufgaben, die ja eigentlich das Hauptthema darstellen sollen, und die ich auch gelungen finde. Diese Teile sind doch interessant und auch die Entwicklung Annas wurde schön dargestellt. Ich muss sagen, sie hat ihre ganz eigene Persönlichkeit.

Beim Schreibstil merkt man eindeutig, dass hier eine österreichische Autorin am Werk war. Formulierungen wie "die Sandra" und "die Oma" mögen zwar nicht so schlimm sein, aber ich persönlich kann es überhaupt nicht leiden, wenn vor Eigennamen Artikel gesetzt werden. Bei Begriffen wie "Packerl" oder "Kassa" muss ich auch stutzen.

Keine Angst, es ist nur Liebe erinnert eher an einen langen inneren Monolog statt einer ausgereiften Handlung. Trotz einer teilweise nervigen Protagonistin, deren Abschweifungen man gar nicht ignorieren kann, gibt es von mir für die Tagesaufgaben und der Behandlung Angstthematik knappe 2,5 Eulen. Aber wirklich sehr knapp, im Nachhinein finde ich 2 Eulen eher gerechtfertigt...

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