Sonntag, 27. März 2016

Kurzrezension | Das Feuerzeichen

Francesca Haig | Band 1 von 3 | Heyne fliegt | 16,99€ | OT: The Fire Sermon | Oktober 2015 | 480 Seiten | Meine Wertung: 4-/5

 Als Zwillinge geboren, zu Feinden erzogen

Vierhundert Jahre in der Zukunft: Durch eine nukleare Katastrophe wurde die Menschheit zurück ins Mittelalter katapultiert. Es ist eine Welt, in der nur noch Zwillinge geboren werden. Zwillinge, die so eng miteinander verbunden sind, dass sie ohne einander nicht überleben können. Allerdings hat immer einer von beiden einen Makel. Diese sogenannten Omegas werden gebrandmarkt und verstoßen.
Es ist die Welt der jungen Cass, die selbst eine Omega ist, weil sie das zweite Gesicht besitzt. Während sie Verbannung, Armut und Demütigung erdulden muss, macht ihr Zwillingsbruder Zach Karriere in der Politik. Cass kann und will diese Ungerechtigkeit nicht länger ertragen und beschließt zu kämpfen. Für Freiheit. Für Gerechtigkeit. Für eine Welt, in der niemand mehr ausgegrenzt wird. Doch die Rebellion hat ihren Preis, denn sollte Zach dabei sterben, kostet das auch Cass das Leben …



"Denn die Menschen kamen nicht nur im Doppelpack zur Welt, sie starben auch gleichzeitig. Wo auch immer sie sich aufhielten - wenn einer sein Leben lassen musste, galt das auch für den anderen, ganz unabhängig von der zwischen ihnen liegenden Entfernung."
(Seite 21)

  •  Das Feuerzeichen brilliert vor allem durch eines: seinem wahnsinnig faszinierenden Weltenaufbau. Die Grundidee ist meiner Ansicht nach unglaublich spannend und bietet so viel Potential und schon allein diesem Aspekt des Buches ist es zu verdanken, dass mich das Buch mitgerissen hat.
    Es ist einfach sooo interessant, mitzuverfolgen, wie auffällig das Verhältnis zwischen den Geschwistern ist. Meist ist es eine Beziehung voller Hass, Grausamkeit und Ungerechtigkeit, wobei die Omegas die klaren Verlierer sind, nur aus dem Grund noch nicht ausgerottet, weil sie sonst auch ihre Alpha-Geschwister in den Tod reißen würden. Das musste ich mir immer wieder in den Kopf rufen, die Welt in Das Feuerzeichen unterscheidet sich so sehr von dem, was ich aus Büchern gewohnt war.
  • Zusätzlich gibt es in seltenen Fällen noch die Gabe (oder auch den Fluch) des zweiten Gesichts. Diese Omegas besitzen die Fähigkeiten eines Sehers, so auch Cassandra. Und es ist immer wieder bemerkenswert, wenn Cass durch Visionen einen Wissensvorteil erlangt. In ihrer Situation übrigens auch sehr hilfreich, wobei man nicht immer eindeutig bestimmen kann, ob es nun ihrer Gabe oder bloßem Glück zuzuschreiben ist.
  • Die Wendungen konnten mich überzeugen. Obwohl man Cass in der Ich-Perspektive erlebt, bekommt man manchmal absichtlich nichts von ihren Gedanken mit, sodass diese Wendungen umso plötzlicher kommen. Aber auch sonst ändert sich vor allem gegen Ende noch einiges.
  • Ebenso hat mir der Schreibstil gefallen. Er ist zwar nicht ganz einfach gestrickt, hat aber seine eigene, oft schon poetische Note.

  •  Das einzig wirkliche Negative sind die gelegentlichen Längen. Gerade zu Anfang ging es doch recht langatmig voran, bis dann erst die spannungsreiche Handlung losgeht. Aber auch mittendrin gibt es Abschnitte, bei denen der Spannungsbogen abfällt. Oft hätte ich auch mehr Action erwartet, nicht selten kommen unsere Gefährten aus einer verzwickten Situation leicht und unbeschadet hinaus. Auch wenn das für die Protagonisten super ist - für den Leser hätte man aber auch etwas schiefgehen lassen können und so einen Schreck erzeugen können.
    Zudem gibt es ein paar logische Schwachstellen, welche jedoch nicht übermäßig schlimm sind.
  • Der folgende Punkt ist nicht negativ - nur einfach nicht postiv.
    Die Charaktere gehen allesamt in Ordnung. Aber das war es auch schon. Cass hatte zwar clevere Ideen, für die man sie bewundern kann, aber so richtig kennengelernt habe ich sie nicht. Kip ist süß, aber für meinen Geschmack ist er zu sehr wie ein braves Schoßhündchen, das Cass hinterherläuft, egal wohin sie geht. Deshalb bin ich auch nicht begeistert von der Liebesgeschichte, die aber sowieso kaum eine große Rolle bekommt. Zumindest erschien es mir so, denn sie ist nur schwach bzw. ab und zu ausgeprägt.
    Cass' Bruder Zach hat natürlich eine ganz andere Sichtweise auf die Dinge, das ist schon aufschlussreich. Aber man weiß, welche Ziele und Prinzipien er hat, dabei gehen die Facetten verloren.
    Wie auch immer, ich bin gespannt, welche Rolle die Charaktere letztendlich einnehmen werden und ob sie eine Entwicklung durchmachen.

Das Feuerzeichen ist ein gelungener Auftakt eines atemberaubenden Weltenentwurfs, der neugierig auf die Folgebände und den weiteren Verlauf der Handlung macht. Trotz gelegentlicher Längen kann ich den Roman an Dystopie-Freunde und Interessierte weiterempfehlen.
Knappe vier Eulen
 
 Band 2 erscheint auf Deutsch im Mai 2016
Band 3 erscheint auf Deutsch voraussichtlich Oktober 2016

2 Kommentare:

  1. Hallo Noemi,

    Wieder eine tolle Rezension von dir! :)
    Mir hat das Buch etwas weniger gefallen als dir,
    gebe dir aber bei den Kritikpunkten vollkommen recht.
    Die Längen sind mir auch aufgefallen, allerdings empfand ich sie als noch krasser. Auch die Liebesgeschichte war nicht so der Knüller,
    andererseits fand ich es gut, dass der Fokus nicht allein darauf lag.
    Das einzige, was mir an dem Buch richtig gut gefallen hat,
    war das Ende, das fand ich wirklich gut gemacht. :)

    Liebe Grüße,
    Laura

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    1. Dankeschön! Ich stöber dann mal in deinen Rezensionen :)

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