Sonntag, 30. Oktober 2016

Etwas andere Rezension | Weltasche - Über das Gift an Quallenmembranen

 Marie Graßhoff | Band 2 von 6 | Drachenmond Verlag | 19,90€ | Oktober 2016 | 756 Seiten

 

Die Erde 2639. Auf der Suche nach ihrer Qualle durchquert Mara gefallene Kontinente und tote Städte.

Gemeinsam mit der Welt ist sie an ihre Grenzen geraten. Doch während sie noch um ihren Begleiter trauert, droht ihr und dem System bereits eine weitere Gefahr: Ihre Anwesenheit hat einen alten Gott geweckt, der das Gleichgewicht der Dimensionen aus den Fugen treibt.
Gebrochen vom Geist der Zeit, versucht die junge Frau, eine Welt zu retten, die ihr Recht auf Rettung schon vor Langem verspielt hat. Eine Welt, die schon immer ihren Tod wollte.

Wird es ihr gelingen? Oder wird die Zweiteilung des Universums am Ende auch sie zerbrechen?


Diese hier wird eine etwas andere Rezension (ausnahmsweise auch spoilerfrei für diejenigen, die Band 1 noch nicht gelesen haben). Passend, sind Kernstaub und Weltasche doch einzigartige Bücher, die sich nirgendwo fest einordnen können. Bei meinen Lieblingsbüchern, ja, aber in ein bestimmtes Genre? Nein. Und das müssen sie auch nicht.

Kernstaub ist ein großartiges Epos mit erschreckenden Zukunftsvisionen, faszinierenden Technologien und einer weit umfassenden Weltanschauung. Vielschichtigen Charakteren und einem ganz und gar unglaublichen Grundgedanke. In Weltasche sind diese Elemente ebenfalls vorhanden und doch ist der Folgeband irgendwie ganz anders als sein Vorgänger.


Okay, Gedanken ordnen, los gehts. Zunächst: Weltasche ist meiner Meinung nach nicht so mühsam zu lesen wie Kernstaub. Damit meine ich nicht, dass Kernstaub langweilig war, keineswegs! Sondern eher, dass die vollkommen neue Idee so schwer zu begreifen und verstehen ist, dass man sehr aufmerksam lesen muss, um sich ein Bild zu machen. Da Weltasche das Universum weiterführt, man die Basis an Verständnis allerdings schon besitzt, ist es einfacher, dem Verlauf zu folgen. Aber (und das ist ein großes, bemerkenswertes Aber) wenn man denkt, man hätte schon alles Skurrile erlebt, irrt man sich gewaltig. Denn Marie hat noch einige Geheimnisse des Universums parat und sorgt so für Geschehnisse, die kaum zu fassen sind und den Leser erneut ins Rätseln stürzen. Es ist so beeindruckend, wie viel mehr dieses Epos noch zu bieten hat.

Dabei lernen wir in Weltasche neue Charaktere, neue und alte Welten kennen, die sich mit der Zeit zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Natürlich mochte ich einige Handlungsstränge und Charaktere lieber als andere, aber alle konnten mich in ihren Bann versetzen. Und - ich kann es selbst kaum glauben - es gab für mich kein einziges langatmiges Kapitel. In über 700 Seiten. Keins. Ich habe das Gefühl, dass Weltasche einfach ausgereift ist, Plot und Wendungen sind genau durchdacht und streben auf das Ziel zu. Deswegen ist es so unglaublich fließend zu lesen, einfach ein Genuss. Ein herzerwärmendes, großartiges, poetisches Abenteuer.


Die Kernstaub-Saga wäre nicht halb so gut, wenn Maries einzigartiger Schreibstil dafür sorgen würde. Ich zitiere mal mich selbst nach dem Beenden des ersten Bandes: "Geballte Magie zwischen den Zeilen und Tiefgehendes direkt in den Sätzen, die nicht bloß logische Aneinanderreihungen von Worten sind, sondern so viel mehr ausdrücken, Unglaubliches, Unbegreifliches. Marie, dein Schreibstil ist, um es kurz auszudrücken, der WAHNSINN!" Jawoll. Und sei es, weil die Gedanken nun fokussierter sind oder weil ich noch mehr über die Bedeutung der abstrakten Sätze gegrübelt habe, ich habe ihren Sinn gefunden, was bei Kernstaub nicht immer der Fall war. Ihren wunderschönen, philosophischen Sinn, weswegen wieder etliche Zitate markiert wurden, deren Worte mich lange begleiten werden.

Wenn ich daran denke, wie lange ich noch auf den nächsten und danach den nächsten Band usw. warten müssen, könnte ich verzweifeln. Dieses Ende in Weltasche war wieder einmal grandios und gänsehautwürdig (wobei die Wendungen am Ende von Kernstaub wohl durch nichts zu schlagen sind - aber da lasse ich mich gerne überraschen), hat mich leider aber auch sehr einsam und voller Fragen zurückgelassen. Ich fühlte mich gleichzeitig leer und voller Emotionen.

"Eines Tages wird das Regnen der Sterne ein Teil meines Lebens sein - wie das Rauschen des Windes und das Tosen der See."
Seite 300

Ich glaube, ich könnte niemals alles aufschreiben, was ich von Kernstaub und Weltasche halte. Ich kann noch nicht einmal in Worte fassen, was ich empfinde. Und ich frage mich immer wieder, wie so etwas Unfassbares existieren kann.

 "Trilogie in 6 Bänden":
1. Kernstaub - Über den Staub an Schmetterlingsflügeln
2. Weltasche 1 - Über das Gift an Quallenmembranen
3. Weltasche 2 - Über das Öl an Wolkengebirgen
4. Nebelecho 1 - Über das Blut an Falkengefieder
5. Nebelecho 2 - Über das Licht in Stahluniversen
6. Nebelecho 3 - Über das All in Splittergedanken
  
Falls ihr mehr über die Charaktere erfahren wollt, schaut doch bei meinem damaligen Blogtourbeitrag vorbei. :) 

4 Kommentare:

  1. Puh, 6 Bände ... da passe ich, auch wenn sichs noch so interessant anhört :/

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    1. Und dann noch so dicke Wälzer...:D Ich für meinen Teil bin froh, dass es so viele Bände gibt, denn dieses Universum braucht eindeutig viel Platz, um sich zu entfalten. Das einzig Traurige daran ist, dass ich noch einige Jahre warten muss, bis die Reihe dann endlich abgeschlossen wird :/

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  2. huhu meine liebe,
    ich habe es endlich hierher geschafft und wow! eine zauberhafte Rezension und ich finde es so toll, dass es dir da wie mir geht <3
    Folge die jetzt auch auf Instagram <3

    Man liest sich und weiter mit solchen wunderbaren und liebevollen Beiträgen :3

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